Die
Handels- und Gewerbeviertel der Stadt : Börse, Sentier, Montorgueil, das Viertel der
ehemaligen Markthallen 'les Halles'
Das 2. Arrondissement
ist ein Stadtteil voller Gewerbefleiß und wirtschaftlicher Aktivität,
insbesondere seit der
Urbanisierung im 18. und 19. Jh.
(Man
kann hier anknüpfen an den Stadtbummel durch das 9. Arrondissement)
(Ausgangspunkt
an den Metrostationen „Opéra“ oder „Quatre-septembre“...)
(Bitte nicht verwechseln mit dem „Palais du
Hanovre“, am Beginn der Straße)
1 - Gewerbebau, 6 rue de Hanovre
(Architekt: Adolphe Bocage,
1908)
Die variable Gestaltung der
Fassade entspricht den unterschiedlichen Zweckbestimmungen des Baus (Handel,
Büros, Wohnungen). In den ersten zwei Stockwerken stehen drei große
Arkaden in Kontrast zur Enge der Straße. Die Eingangshalle wird durch
eine große Treppe in Hufeisenform eingenommen. Die rechtwinkligen
Fensteröffnungen des dritten Stocks heben sich von den Erkerfenstern
darüber ab . Der Beton der Struktur wurde mit grès
de Bigot geschützt. Die maritimen Anspielungen
zeigen Wogen, Tintenfische, Seesterne.
Am Ende der Straße befindet sich der Sitz des Bankhauses Crédit
Lyonnais, rue du Quatre-Septembre, der im Jahr 1996 in Brand
geriet.
2- Firmensitz der Versicherung 'Assurances AGF',
87 rue de Richelieu
(Architekten Joseph Belmont und Pierre-Paul
Heckly, 1979)
Die Architekten wollten Neues schaffen, zugleich
aber auch den Maßstab der Pariser Städtischen Struktur bewahren. Im
Geist der Bauten des Bürgertums im Stile von Haussmann, erinnert die Bekrönung
des Baus an die „Dächer von Paris“ aus Schiefer oder Zink. Die oberen Etagen
weisen große Fenster auf. Der Unterbau ist als Luftgeschoss gestaltet „um die sehr dichte Bebauung des Stadtviertels
aufzulockern". Die mächtigen Stützen enthalten auch alle technischen
Zuleitungen (Gas, Elektrizität, Telephon...), so dass die Grundfläche
völlig frei gestaltet werden konnte.
3- Büro-
und Wohnhaus,
24 rue Feydeau
(Architekt
Fernand Colin, 1932)
Der Architekt entwarf den Bau in Form
eines „Akkordeons“, wegen des gewundenen Baugrundes und auch, um den
Lichteinfall in einer ziemlich engen Straße zu verbessern. Die
Fensteröffnungen konnten so ein Drittel mehr an verglaster Fläche
aufnehmen, die zudem zur „Himmelsöffnung“ hin liegen, die der ganz
nahe gelegene Platz der Börse bietet.
Postgebäude, 8 place de la Bourse, (Architekten Roux-Spitz und Debat-Ponsan,
1938-1950)
4- Die Börse, rue Vivienne, 4 place de la Bourse (www)
(Metrostation
Bourse) (Tel.
01 40 41 62 20, Besuchereingang an der „rue des Victoires“,
Führungen von 13.15 bis 16.00 Uhr)
(Architekt
Alexandre Brongniart, 1808)
Die Börse wurde am Beginn des 19. Jh. von Napoleon gegründet
und sollte den Aufschwung der Industrie und des Handels fördern. Sie zog 1826 in
ein Palais ein, das der Architekt
Brongniart 1808 begonnen hatte und das auch seinen Namen erhielt, was in der
Geschichte der Architektur nicht so oft vorkommt. In der Folge der
Ansiedlung zahlreicher Banken zwischen dem Boulevard des Italiens und
der rue de Rivoli wurde das
Viertel zum Finanzzentrum Frankreichs. Dem majestätische Eindruck der Börse
steht die lebhafte Animation der Grands Boulevards mit ihren Cafés und Theatern gegenüber. Das Gebäude
ist mit seinen rechten Winkeln und dem großen Peristyl
aus korinthischen Säulen ein Zeugnis des offiziellen Neoklassizismus
des „Empire“. Als 1906 zwei Flügel angebaut wurden entstand ein
kreuzförmiger Grundriss. Die Aufgänge sind mit vier
allegorischen Statuen geschmückt, die Justiz , Handel, Industrie und
Landwirtschaft darstellen. Im Innern trägt die Säulenhalle eine gläserne
Kuppel. Der zunehmende Einzug der Informatik hat das lebhafte Treiben
des Börsensaales mehr und mehr abgelöst (Abb).
Ehemalige
Hausbesetzerszene place
de la Bourse
Der
Platz war den ganzen Sommer 1999 über von einer Guppe von etwa 50
Malern besetzt, nicht ohne Spuren zu hinterlassen. "Das ist unser
Fabrikationsmarke, betonte Jabon, der Leader und Animator zahlreicher
Manifestationen der Künstler. Die Fassade eines Gebäudes ist ein
gutes Medium, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Sehen sie nur
hin, noch heute bleiben die Leute davor stehen ... Das belegt, wie
sehr dieses Fresco die Menschen aufwühlt". Die Polizei warf sie
schließlich im September hinaus. Eine Renovierung
gab dann der Fassade aus behauenem Stein die graue Monotonie eines
Bürohauses im Stile der Haussmannära zurück. Es bleiben die
Erinnerung und Bilder.
Die rue Réaumur ist eine Abfolge hoher Prestigebauten vom dem Beginn des 20. Jh., wie sie für die großen
Textil- und Pressehäuser errichtet wurden. Die Architekten
verwendeten Metallstrukturen, in der Regel verborgen hinter Fassaden aus
Stein. Große, verglaste Fensteröffnungen ermöglichten es, dem Wunsch nach lichtdurchfluteten Räumen
zu entsprechen, wie es die hier stattfindenden Tätigkeiten erforderten. Man beachte die Hausnummern
134 und 126.
5- Gewerbebau, Nr.
124 rue Réaumur
(Architekt
Georges Chedanne, 1905)
Anders
als bei den anderen Werken dieses Architekten zeigt die Fassade deutlich
die Baustruktur, wie etwa bei den Stahlträgern unter den Metallfenstern
der Erker. Sie verwendet mit Ausnahme der obersten
Wohnetage aus Backstein ach nur Metall. Dennoch zeigen die Eingänge im
Erdgeschoss
feines "Art nouveau", die Erkerfenster schwungvolle Wölbungen
aus Backstein. Die Etagen erlauben eine freie Grundrissgestaltung. Jeder Nutzer kann die inneren Trennwände nach
Belieben einrichten.
Man beachte auch die Hausnummern 118, 101, 63 usw.
6-
Das
Quartier du Sentier
Hier im Sentier-Viertel wird ein Großteil der französischen Mode genäht. Es ist noch immer das Zentrum des prêt à porter und
der Accessoires, trotz der Enge der ständig verstopften Straßen. Seit
dem 19. Jh. wurden zahlreiche Gebäude errichtet, immer mit dem Ziel, möglichst
viel Licht hereinzulassen (Fenster).
In ihnen befinden sich zunehmend mehr kleine und mittelständische
Unternehmen, die sich auf Multimedia und Internet spezialisiert haben.
Da lag es nahe, das Viertel auch "Silicon sentier" zu nennen.
7- Place du Caire,
der Kairo-Platz, die Kairo-Passage und die benachbarten Straßen
verdanken Name und Dekor der Begeisterung für Ägypten, die durch
den Feldzug Napoleons von 1798 ausgelöst wurde.
Bei der Haus Nr. 237 der rue Saint-Denis liegt die Kairo-Passage, eröffnet 1798. Sie ist seit langer Zeit eine
Hochburg der Lithographie und der Herstellung von Schaufensterpuppen.
Nr. 212 rue Saint-Denis, befindet sich die
„Ponceau“-Passage, die aber schon lange ihren ursprüngliches
Schmuck verloren hat.
8-
Das
Quartier Montorgueil
Lebhaftes Treiben zeichnet diese Quartier aus. Die Bewohner der benachbarten
Viertel kommen gerne hierher zum einkaufen. Die Stadtplaner möchten diese
Eigenart erhalten. Nur zu Beginn der 90er Jahre wurden Fußgängerzonen
eingerichtet. Heute ist das Quartier ist zwar vorwiegend den Fußgängern
vorbehalten, doch flexible Poller ermöglichen den Autos der Anwohner
die Zufahrt. Man möchte eine Entwicklung verhindern, wie sie an den
„Halles“ eintrat, wo eine Art „Einkaufsvitrine“ entstanden
ist, ohne Bewohner und ohne lebhaftes städtisches Treiben.
Kleinpflaster aus Carrara-Marmor wurde verlegt (leider schlecht gealtert), Bänke
aufgestellt und die Hauseigentümer
ermutigt, die Fassaden zu renovieren... seither geht die achthundert Jahre alte Prostitution ein wenig zurück. In
Einwohnerversammlungen wurden viele Vorschläge diskutiert, zwei
Referenden abgehalten, um die Betroffenen selbst an der Gestaltung ihres
Lebensmittelpunktes zu beteiligen.
Es gibt hier mehrere Einkauspassagen vom
Anfang des 20. Jh., als diese durch Glas erhellten Ladengalerien die Fußgänger
und Käufer noch vor Wetter und Pferden schützen mussten.
9-
Passage du
Grand-Cerf,
Nr. 145 rue Saint-Denis
(mündet in
die rue Dussouds)
Erbaut wurde
die Passage zum großen Hirsch im Jahr 1835;
Die geschützten Verglasungen, die Steige aus Metall, die hölzernen
Auslagen dieses überdachten Ganges wurden restauriert.
Beinahe gegenüber beginnt die Passage „Bourg-l'Abbé“, bei Nr. 120
rue Saint-Denis (die Passage mündet in die „rue de Palestro“).
10- Tour de Jean sans Peur, Nr. 20 rue Etienne Marcel
(Tel. 01 40 26 20 28,
geöffnet 13.30-18.00 am Mittwoch, Samstag und Sonntag im Schuljahrs, täglich außer Montag während der
Schulferien)
Johann Ohnefurcht, der Herzog von Burgund,
machte Ludwig von Orléans das Königtum streitig und
ließ ihn 1407 umbringen. Daraus entstand der Bürgerkrieg zwischen den
Anhängern von Armagnac und Burgund. Er ließ damals seine Stadtpalais befestigen, um sich Racheakten zu
schützen (wurde dann aber doch 1419 ermordet). Mit dem „hôtel de Clisson“ im
Marais ist dieser Turm der einzige Zeuge der mittelalterlichen Wohnarchitektur in Paris. Das
Stadtpalais des „hôtel de Bourgogne“ lag auf beiden Seiten der
Stadtmauer von
Philipp August: ein in die Basis des Turms gravierter Plan erlaubt es,
sich eine Vorstellung von seinem einstigen Standort zu machen. Das Gebäude
war schon halb verfallen, als François 1er es 1543 abreißen
ließ.
(neu)
Der Turm ist inzwischen öffentlich zugänglich: Rémi Rivière hat das
mittelalterliche Gebäude instandgesetzt und dabei die Baukunst, das
tägliche Leben und die Geschichte der Epoche lebendig dargestellt.
Weiter in Richtung des
„quartier des Halles“ im 1er arrondissement.
Weiter in Richtung der Arts-et-Métiers
im 3è arrondissement.
Vereine und Zusammenschlüsse im 2. Arrondissement
Bürgermeisteramt
des 2. Arrondissement,
Jacques Boutault (Grüne), 8 rue de la
Banque, 75 084 Paris cedex 02, Métro Bourse, tel 01 42 61 55 02.
Das
2. Arrondissement in Zahlen
Statistik der
Volkszählung von 1990
Erhebung des l'INSEE im 1. Quartal |
Zahlen
für den
2. Bezirk (Arrondissement)
|
Zahlen
für Paris |
Zahlen
für den Großraum Paris |
Gesamtbevölkerung |
20 731 |
2 151 245 |
9 316 656 |
Einwohner
nach Alter (in %)
0-19 Jahre
20-39 Jahre
40-59 Jahre
60-74 Jahre
+ 75 Jahre |
15,9
40,6
25,3
10,3
7,9 |
18,6
35,9
24,7
12,2
8,5 |
25,5
33,8
24,7
10,2
5,7 |
Familien
(Ehepaare und Kinder)
davon Kinder
Einzelhaushalte (in %
der Haushalte)
Zahl der Menschen pro Haushalt |
12 352
3 920
56
1,76 |
1 423 932
491 292
49,8
1,92 |
7 486 068
2 920 272
33,2
2,41 |
Beschäftigtenquote
(in %)
davon arbeitslos |
64,7
11 |
60,9
9,7 |
62,5
9 |
Die
Haushalte in gesellschaftlicher und beruflicher Hinsicht
(Haushaltsvorstand) (%)
selbständige Landwirte
Handwerker,
Handeltreibende, Leiter von Betrieben
Leitende Positionen in geistigen Berufen
Mittlere Angestellte und Beamte
Angestellte
Arbeiter
Rentner, Pensionäre
Andere (Schüler,
Studenten, Familienangehörige) |
0
6,3
22,1
12,9
13,7
14,4
20,3
10,4 |
0
5,5
23,4
13,9
13,8
10,5
23,4
9,4 |
0,1
5,3
18,4
16,3
14,2
17,4
22,3
6,0 |
Status
der Wohnraumbelegung
durch
die Haushalte (in %)
Selbstgenutztes Wohneigentum
Mieter
Kostenlose Wohnraumnutzung
Wohnungen ohne Komfort
___ (ohne Bad
und Innen-WC ) |
22,9
65,6
11,6
17 |
28,3
63,0
8,7
8,1 |
40,2
54,0
5,8
3,9 |
Haushalte
ohne Auto (in %)
Berufstätige, die in Paris
arbeiten
___ (bei Großraum
Paris am Wohnort) |
62
78,2 |
53,7
72,9 |
34,5
33,9 |
Internetseiten
zum 2. Arrondissement
Le Paris de Philippe Auguste: Das
Paris zur Zeit des Königs Philippe Auguste, eine beachtenswerte Seite
zum Alltag, den Zünften und Berufen, die Stadtmauer von Paris im Mittelalter
[Zurück
zum Stadtplan von Paris balades]
© 1997-04
Dessillages, alle Rechte vorbehalten
© 1999-2004 deutsch, Hermann Hammer
|